Der in Besse und Hamburg lebende Maler und Bildhauer Heinz Jahn setzt sich hauptsächlich mit der Dreidimensionalität in der Kunst, der Skulptur und dem Objekt auseinander. Dabei arbeitet er vorrangig mit Naturmaterialien, etwa mit dem Holz der Bäume, die in seiner unmittelbaren ländlichen Umgebung in der Dordogne wachsen. Seit dem Umzug nach Frankreich 1989 entstehen meist kleinteilige, fragile Holzobjekte, die er – abseits akademischer Prozesse – auch spielerisch verstanden wissen will.
Diese Objekte zeigen auf den ersten Blick, dass in Jahns Werk die Farbe eine zentrale Rolle spielt. Ganz im Gegensatz zu Splettstößer nutzt er sie jedoch nicht, um eine möglichst realistische Wiedergabe des Lokaltons zu erreichen. Seine eigenwillige Farbgebung, die an die Auffassung der Fauvisten wie Henri Matisse oder Maurice de Vlaminck erinnert, dient ihm zur Verfremdung des Materials, als eine Art persön­liche Aneignung und Entmaterialisierung der Natur. Dabei existiert kein festgelegter Farbkanon, dieser »ergibt sich aus der Emotion dem Gegenstand gegenüber.«1
Die Verwendung von Ästen und Hölzern verweist auf Jahns grundsätzliches Interesse an linearen Strukturen; auch die Liniengeflechte ganzer Bäume bezieht er bisweilen in seine Arbeit ein und verwandelt sie mittels der Farbe in ›gewachsene Skulpturen‹, wie L’arbre de Gaste aus dem Jahr 2009 demonstriert.
Für seine kleinen Holzobjekte stellt der Künstler zunächst ein Kontingent bemalter Zweige unterschiedlicher Farbigkeit her. Bei dem Bodenobjekt Lichtung, erstmalig 2013 entstanden, steht die leuchtend gelb-orange Farbe im Fokus, das aufgehäufte Holz als Trägermaterial tritt in den Hintergrund. Die Installation des Objekts erfolgt prozesshaft dem subjektiven Empfinden des Künstlers nach, steht für ihn dabei in unmittelbarem Bezug zur Größe des Ausstellungraums. Jahn vermittelt hier die Idee der Helligkeit einer Waldlichtung, was er explizit durch den Titel betont: »Ich möchte den Betrachter auf meinem Weg mitnehmen, möchte, dass er mir folgt.«2 Die Benennung der Objekte ist in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Teil seiner Arbeit. Auch bei Objektkästen wie Der Himmel ist bewohnbar aus dem Jahr 2012 ist der poetische Titel eine ›Anleitung‹ für den Betrachter. Die in den Plexikasten eingeschichteten Äste verweisen auf die Nester von Vögeln, den ›Bewohnern des Himmels‹, das Wolkenbild auf den Himmel selbst; die Fotografie hat in dieser Arbeit weniger dokumentarischen als symbolischen Charakter.

 

1) Heinz Jahn im Gespräch mit der Autorin, 15.12.2014
2) Ebd.

Jahn - L’arbre de Gaste, 2009

L’arbre de Gaste, 2009, Galerie Le Domaine Perdu, Frankreich

Jahn - Der Himmel ist bewohnbar, 2012

Der Himmel ist bewohnbar, 2012   

Jahn - Wäldchen, 2011

Wäldchen, 2011